(Persönliche Einschätzung aus mehrjähriger Erfahrung)

In Verwaltungen und Eigenbetrieben – insbesondere in den kleineren kommunalen Verwaltungen – arbeiten die Menschen oft 30 Jahre und mehr Schulter an Schulter. Dieses resultiert aus einer eher  geringeren Fluktuation, die sich daraus ergibt, dass:

a) Verwaltungsbeschäftigte selten auf anderen Branchen ausweichen

b) der typische Verwaltungsmitarbeiter der letzten Dekaden eher ein beständiger Menschentyp ist,

c) es schwieriger ist sich von Mitarbeitern zu trennen und

d) im ländlichen oder kleinstädtischen Umfeld die Auswahl an alternativen Arbeitgebern sehr begrenzt ist.

Über die Jahre verschwimmt die Unterscheidung von Rolle und Person. Dieses führt dazu, alles persönlich zu nehmen. Die professionelle Distanz geht verloren.

Bei Sympathie entstehen enge persönliche Beziehungen. Je enger jedoch eine solche Beziehung ist, desto verletzlicher reagieren wir Menschen auch auf Kritik oder darauf, dass eine Seite sich verstärkt einem anderen Menschen zuwendet.

Bei anfänglicher oder später entstehender Antipathie und der gefühlten Unmöglichkeit, sich aus dem Wege zu gehen, führen die kleinen Sticheleien oder wahrgenommenen Verletzungen zu tiefen Wunden.

Da man als Mitarbeiter weiß, dass man noch lange miteinander zu tun hat, fehlt oft der Mut, dem eigentlichen Konflikt auf den Grund zu gehen. Es wird versucht, oberflächlich Harmonie zu leben, doch bei jedem Zusammentreffen auf dem Flur, im eigenen Büro oder in der Besprechung, wird der Graben unterschwellig etwas tiefer.

Die Konflikte kristallisieren sich an sachlichen Themen, doch lassen sie sich auf dieser Ebene nicht lösen. Häufig endet dieser Prozess nach vielen qualvollen und zeitraubenden Jahren mit einer Trennung vor dem Arbeitsgericht und/oder einer längeren Krankheit einer Konfliktpartei.

Lösungsansätze sind u.a.:

  • Eine professionelle innere Haltung bei allen Mitarbeitern zu installieren und die Differenzierung von Rolle und Person bewusst machen.
  • Konflikte so früh wie möglich in voller Tiefe angehen.
  • Konflikte nicht als etwas Negatives sehen, sondern als Indikator für ein vorhandenes Problem.
  • Als Führungskraft die Verantwortung für Konflikte im eigenen Bereich übernehmen.
  • Als Arbeitgeber sicherstellen, dass die Führungskräfte permanent ihre Führungskompetenz erweitern.

Anregung zur Selbstreflexion: Wie tief sind die Gräben und Wunden in Ihrem Hause?